Essen – die heimliche Hauptstadt des Ruhrgebiets

Wer das Ruhrgebiet näher kennen- und lieben gelernt hat, dem wird der gesunde Lokalpatriotismus nicht verborgen geblieben sein. Zwischen den einzelnen Städten und Gemeinden gibt es immer wieder kleine Nickeligkeiten, die gehören hier fest zu den Beziehungen untereinander. Eine dieser Sticheleien findet zwischen Essen und Dortmund statt. Dortmund gilt als die größte Stadt im Revier und damit auch als Hauptstadt, da sich hier ein großer Teil der Verwaltung befindet. Die Ruhrmetropole Essen hat jedoch nur 1.000 Einwohner weniger und aufgrund ihrer zentralen Lage inmitten des Ruhrgebiets, statt weit außerhalb, wie Dortmund, sieht sie sich als die eigentliche Hauptstadt im Revier.

Im Jahre 2010 war Essen tatsächlich einmal Hauptstadt, genauer gesagt die Kulturhauptstadt Europas. Essen repräsentierte damit das gesamte Ruhrgebiet und war so etwas wie das Aushängeschild eines gelungenen Neuanfangs.

Ähnliche Geschichte, doch trotzdem voller Besonderheiten

Die Geschichte der Städte im Ruhrgebiet ähnelt sich stark, obwohl es kleine aber feine Unterschiede gibt, auf die die jeweiligen Bewohner mächtig stolz sind. Die Gründung Essens erfolgte ähnlich wie die von Dortmund während der Sachsenkriege. Doch anders als in Dortmund, wo Karl der Große „vergaß“, die Gründung der Stadt notariell zu beurkunden, wurde Essen offiziell zur freien Reichsstadt erhoben.

Die Industrialisierung war für Essen ein großer Segen, der wirtschaftlichen Aufschwung und bundespolitische Bedeutung mit sich brachte. Essen ist bis heute Standort vieler namhafter Großunternehmen der deutschen Industrie. Die Verbundenheit zur Schwerindustrie ist noch stets ein dominierender Faktor für die Wirtschaft Essens. Zu den bekanntesten gehören E. ON, ThyssenKrupp, HOCHTIEF, Evonik, aber auch moderne Einzelhändler wie Deichmann oder Aldi haben hier ihre Zentralen errichtet.

Kunst und Kultur wird neben den wirtschaftlichen Aspekten in Essen großgeschrieben. Dank des Folkwang Museums ist Essen die Heimat einer renommierten Sammlung moderner Kunst geworden.